20er Jahre Charleston Kleid
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Wir zeigen Ihnen wo Sie das ideale 20er Jahre Charleston Kleid genau nach Ihrem Geschmack finden und damit auf der nächsten Party oder im Karneval ordentlich punkten können.
Das Charleston Kostüm: Nicht nur ein Kleid!
Es war schnell. Es war hektisch. Es war fortschrittlich. In einer Zeit zwischen politischen Krisen und der Weltwirtschaftskrise florierte die Hauptstadt Berlin des vor kurzem im ersten Weltkrieg geschlagenen Deutschlands. Nicht umsonst redet man von 1924 bis 1928 von den „Goldenen 20er“. Eine prosperierende Wirtschaft und technologischer Fortschritt ermöglichen die Verdrängung der Kriegs und Krisenjahre der Weimarer Republik. Berlin wird das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Europas. Deutsche Schriftsteller wie Kafka und Hauptmann geben den Ton in der Literatur an. Fleming (Erfindung des Penicillins) Einstein (Nobelpreisträger) sind anerkannte Forscher. Deu Surrealismus verdrängt in der Kunst alte und versteifte Regeln. Filme wie „Der große Gatsby“, letztmals 2013 mit Leonardo DiCaprio verfilmt, erinnern noch heute an diese lebhafte Zeit.
Trotz einem erstmals auftretenden 10-prozentigen Anteil von Dauerarbeitslosen, feiern auch die Deutschen die Swing-Bewegung mit und genießen das beschwingte Lebensgefühl. Das unendliche Universum beschäftigt die Bevölkerung viel mehr, als die wegfallenden Arbeitsplätze durch das arbeitserleichternde Fließband. Industrien lassen die Bedeutung der Landwirtschaft in den Hintergrund rücken. Die Menschen verlassen das Land und wollen in die Stadt. Sie wollen Teil der mitreißenden Geschwindigkeit sein und suchen das Abendteuer.
Besonders Frauen versuchen sich aus ihrer „Hausfrauen“-Rolle heraus zu kämpfen, erlangen das Wahlrecht und wollen auch optisch Akzente in der Gesellschaft setzten. Das Aushängeschild der 20er Jahre ist noch heute die abendliche Variante des Charleston Kleids. Es war das „Must Have“ der modernen Frau, die neue optische Reize preisgab und auch einen Flair von Sorglosigkeit nach außen tragen wollte.
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Der Ursprung des Charleston
Um über das Charleston Kleid sprechen zu können, muss zunächst sein Ursprung geklärt werden. Wenn Sie sich bereits in der Welt der Gesellschaftstänze auskennen, dann wird Ihnen sicher schon einmal der Charleston als Tanz zu Swing oder Jazz begegnet sein. Entstanden ist er in der gleichnamigen Stadt des amerikanischen Bundesstaates South Carolina. Die ursprüngliche Form des Charleston hatte sehr viele afroamerikanische Elemente in der Choreografie, da die Musik und der Tanz auf die dortige Bevölkerung mit zumeist afrikanischem Hintergrund zurück gehen. Obwohl Josephine Baker, eine schwarzhäutige Tänzerin, vor allem auch die Europäer auf Pariser und Berliner Bühnen in das Fieber des Charleston bringen konnte, wandelten europäische Tanzlehrer, besonders Britische, den Tanz in eine frommere Variante um. Gerade die britische Krone war modisch schon lockerer, dennoch reichte der Fortschritt noch nicht für so viel Haut, die in den 20ern gezeigt wurde.
Die abgeschwächte Variante konnte bedenkenlos von der weißen Bevölkerung getanzt werden. Wollen Sie sich jedoch an dem Original orientieren, dann sollten Sie unbedingt viel Power bereit halten, denn der Charleston ist ein Tanz, der Ausdauer und Beweglichkeit voraussetzt. Sprünge und sehr große Bewegungen sind Markenzeichen des Tanzes. Die Frau darf ihren gesamten Körper und sogar den Po schütteln. Es wirkt augenscheinlich wie die dynamische Befreiung von alten Traditionen und Werten. Demnach finden Sie auch keine steifen Choreografien, wie bei Standarttänzen. Aufführungen auf Bühnen setzten ebenfalls auf ein wirres und energisches Gesamtbild. Eines der bekanntesten Werke, zu dem getanzt wurde, stammt von James P. Johnson. Es ist sehr akzentuiert und lebt von kurzen Tonabfolgen.
Die afroamerikanische Kultur reichte neben der Musik ebenfalls über den Atlantik hinüber. Frauen färbten sogar ihre Haut schwarz. Praktisch wurden schwarze Menschen von der Gesellschaft gefeiert, auch wenn Grundlage der Bewunderung pure Vorurteile waren. Ungeachtet der Begeisterung sprach sich überwiegend die christliche Kirche und männliche Gruppen gegen das neue aufkommende Bild der öffentlich erotischen Frau aus. Provokation war somit ein Bestandteil der Charleston-Mode und des Tanzes.
Das 20er Jahre Charleston Kleid: Im Alltag fade, zur Nacht ordinär
Perlen, Pailletten, Glitzer und Fransen. Sie sind typische Merkmale eines Charleston-Kleides. Sicherlich kennen Sie jedoch nicht die Version für den Alltag. Die Emanzipation sollte man zu dieser Zeit nicht überschützen, denn so offen und freizügig wie das bekannte Abendkleid war, wurde es bei weitem am Tage nicht getragen. Ein sehr schlichter Stoff, welcher auch farblich zurückhaltend war, endete über einen geraden Schnitt nach unten in eine Glockenform. Weder hochwertige Materialien noch ausgefallene Stoffe zierten das 20er Jahre Kleid mit einem hochgeschlossenen Kragen, welches weder Schultern noch Bein freilegte.
Exzentrisch und wild, wie man sich die Zwanziger vorstellt, wurde es erst mit der Dämmerung. Ebenfalls mit einem geraden Schnitt und vielen Fransen verziert, trugen Frauen eine Mischung aus extravaganter Eleganz und exklusiven Reizen. Nicht etwa der Busen oder eine schlanke Taille wurden betont, sondern die Beine und Schultern wurden durch kurze Schnitte und Spagetti-Trägern in Szene gesetzt. Der Clou beim Charleston Kleid war die Charakteristik, dass das 20er Jahre Kleid nicht ein Vollweib aus der Frau formte, sondern durch den geraden Schnitt wurde eine männliche Taille visuell erzeugt und lediglich die entblößte Haut sollte die Weiblichkeit unterstreichen.
Erst zum Ende der 20er-Jahre wurde die Taille femininer, dafür aber auch die Länge des Kleides erhöht. Nach diesem Jahrzehnt wurde die Menge an Stoff zwar wieder mehr, dennoch legte man ab den 30er-Jahren wieder vermehrt Wert auf eine wohl geformte weibliche Silhouette. Sie war in dem wilden Jahrzehnt definitiv nicht das Ideal.
20er Jahre Mode von Kopf bis Fuß
Die Haare: die perfekte 20er Jahre Frisur
Sie wissen sicher, dass allein ein Fetzen Stoff keinen Look erzeugen kann. Zum Charleston Kostüm gehören natürlich noch einige andere Dinge wie Make Up, Frisur und Zubehör. Nicht nur Accessoires, sondern auch die Frisur war ein Stilmittel, welches den provokanten Look unterstreichen sollte. Das typische Erscheinungsbild einer Frau sind nicht nur Kurven, sondern auch lange Haare. In den 20ern brachen Frauen ebenso diesen sexistischen Stereotyp auf. Die Bubifrisur war ein Trend schlecht hin. Erstmals 1911 aufgefallen, setzte sich dieser Stil erst durch Coco Chanel und die dänische Schauspielerin Asta Nielson durch. Nach ihnen folgten viele weitere bekannte Persönlichkeiten, die den Look nachmachten und somit auch die durchschnittliche Frau zu dieser Veränderung animierten.
Wie die Bezeichnung „Bubi“ vermuten lässt, handelt es sich um einen Kurzhaarschnitt, der einer männlichen Frisur glich. Die Haare reichten lediglich bis zu den Ohrläppchen und individuell wurde aus den vorderen Haaren ein Pony geschnitten. Dieser Schnitt erleichterte Frauen nicht nur den Umgang mit den Haaren, sondern stieß ebenfalls auf das Unbehagen der männlichen Bevölkerung. Während jungen Frauen noch das Tragen zugestanden wurde, sollten sich reifere Frauen von diesem Trend abwenden. Wer sich dieser Forderung widersetzte, musste mit Konsequenzen rechnen. Beispielsweise verloren Frauen mit einem Kurzhaarschnitt ihre Anstellung. Sofern sie wieder lange Haare hätten, könnten sie ihre Stelle wiedererlangen.
Aufgewertet wurde die Frisur durch eine Technik, die auf den französischen Frisör Francois Marcel zurückgeht. Die Rede ist von den Marcel-Wellen, welche durch einen Lockenstab kreiert werden. Positiv an der Methode war die Möglichkeit mit kurzen sowie langen Haaren zu arbeiten. Resultat sind die nach innen gewölbten Wellen, welche noch heute ein edles Erscheinungsbild haben.
Damit auch die Farbe der Haare in die Zeit passte, kolorierten sich Frauen die Haare schwarz. Dies galt damals sowie viele weitere Jahrzehnte als verpönt, da die Peroxide das Haar angriffen. Wer demnach keine natürlichen schwarzen Haare hatte, musste seine eigenen strapazieren.
Das Gesicht: Wie sieht das 20er Jahre Make Up aus?
Heute wie damals strebten Frauen auch im Bereich des Gesichtes nach Perfektion. Das dramatische Make-Up der Bühne schaffte es ebenfalls in die Routine des Schminkens für den Abend. Der Kohlezeichner diente nicht nur als Eyeliner, sondern verschaffte dem gesamten Augenlied einen verruchten Look. Ebenfalls dünne Augenbrauen wurden mit Hilfe dieses Utensils hervorgehoben. Wer natürliche und buschige Augenbrauen hatte, verdünnte diese, um dem Schönheitsideal zu entsprechen.
Abschließend wurden die Lippen betont. Jedoch nicht mit krassen Rottönen , sondern starke beerige Farben, die dunkel und sehr intensiv sein durften. Die Wangen hingegen betonte man mit rotem oder pinken Rouge, welcher in großzügigen Kreisen aufgetragen wurde.
Heute von einem dramatischen Look kaum wegzudenken sind Lash-Extension, die zur damaligen Zeit erstmals in Hollywood eingesetzt wurden.
Gleichermaßen Fortschritte machte auch die plastische Chirurgie. Paraffine fanden ihre Verwendung zur Verschönerung der reifen Frau. Nachteilig war allerdings, dass ungeübte Doktoren oder sogar Laien, die beruflich fernab der Medizin waren, die Eingriffe durchführten. Gesundheitliche Beschwerden waren daher nicht selten die Folge, mit denen Frauen rechnen mussten. Um diese Gefahr zu vermindern gründete 1921 eine Gruppe plastischer Chirurgen eine Vereinigung, die weltweit eine Standardisierung der kosmetischen Eingriffe durchsetzen wollte.
Der Körper
Das Korsett formte in den 20er-Jahren schon lange nicht mehr den weiblichen Körper. Stattdessen griffen Frauen zu Unterwäsche, die die femininen Runden im Bereich des Busens und auch der Taille sogar minimierten. Vorteilhaft war dies jedoch nur für dünne Frauen, denn das Volumen einer kurvigen Frau ließ sich mit diesen Mitteln nicht effizient verstecken.
Die Accessoires
Das Charleston Kleid bestand aus teuren Materialien. Um diese zu unterstreichen trugen Frauen sehr lange Perlenketten. Diese reichten teilweise bis zu dem Bauchnabel. Auch Fell um die Schultern sollten einen edlen Look verstärken. Allerdings ist es noch heute der Federschmuck, der mit den 20ern assoziiert wird.
Auch die Ohren konnten durch die kurzen sowie offenen Haare einen Blick auf prunkvolle Ohrklipper erlauben. Sie fragen sich, wieso man keine Ohrringe verwendete? Das Stechen der Löcher war noch keine etablierte Praxis zu dieser Zeit. Jedoch waren die Accessoires aus edlen Materialien wie Platinum und Diamanten. Elegant wurden sie durch ihre dünnen und geometrischen Formen.
Nicht zu viel beim Charleston Kostüm
Damit Sie das Gefühl der 20er Jahre besser verstehen können, verhindern Sie bitte das Bild der emanzipierten Frau. Selbstverständlich liegen in dieser Zeit zwar bereits die Anfänge der politischen Frauenrechtsbewegung. Selbstbestimmung wurde gefordert und das Frauenwahlrecht am 19.Januar 1919 durchgesetzt. Dennoch ist die Frau noch weit entfernt vom politischen und wirtschaftlichen Individuum. Erst zum Ende des 20. Jahrhunderts wurde beispielsweise die Vergewaltigung in der Ehe gesetzlich strafbar gemacht und auch im Westen Deutschlands war der Mann nicht nur Familienoberhaupt, sondern auch noch die Person, welcher das letzte Wort oblag.
Sie merken, wenn man über ein so belanglos erscheinendes Kleid sprechen möchte, dann funktioniert dies nicht. Das Charleston Kleid war ein Statement für die sexuelle Befreiung der Frau, die auch männliche Charakterzüge visuell darlegen wollte.
Dennoch waren die rauchenden und amüsierten Frauen nicht so frei und erotisch, wie die Kunst. Sie haben sicher keine Badebekleidung mehr, welche auch Teile Ihrer Beine bedeckt. Den Po ein stückweit zu entblößen, nimmt Ihnen heute sicher keiner mehr übel. Hätten Sie jedoch in den 20ern einen Badeanzug getragen, der mehr als zirka 15 Zentimeter über dem Knie endete, dann hätten Sie ein Problem gehabt. Es gab, wie man kaum erwartet, sogar Kontrollen, ob die Damen sich auch rechtmäßig gekleidet haben.
Das Charleston Kleid war mit den freien Hautflächen somit ein modernes und fortschrittliches Kleid. Dass das Dekolleté nicht mit Stoff bedeckt war, war ein großer Schritt für die Frau, da sonst Kleider einen zu tiefen Blick nicht zulassen durften.
Auch die Ikone der Zeit, Josephine Baker, stieß an Grenzen der Akzeptanz. Einer ihrer berühmtesten Auftritte war der Tanz in einem Revuetheater. Sie trug lediglich ein Oberteil, welches Ihren Busen bedeckte und einen sehr kurzen Rock, der als der berüchtigte Bananenrock global für Aufsehen sorgte. Für viele war sie ein Vorbild und auch eine Leitlinie für die optische Schönheit, für andere war sie zu vulgär und anzüglich.
Heute ist es Vintage
Typische Kleidungsstile der vergangenen Jahrzehnte dienen gerne als Verkleidungen zu Anlässen wie dem Karneval oder Mottopartys. Doch durch die Eleganz und Hochwertigkeit des Kleides, kann die Charlestonmode noch heute zu vielfältigen Veranstaltungen getragen werden.
Sie sind ein Liebhaber des Swings? Dann können Sie passend gekleidet zu demensprechenden Tanzveranstaltungen ein solches Kleid als Hingucker tragen. Besonders im Bereich der Tänze ist das Charleston Kleid zu finden. Die Fransen sind ein Merkmal, welches besonders dynamische Bewegungen und somit Tanzschritte unterstreicht.
Durch zu viel Erotik können Sie jedoch nicht mehr mit dem 20er Jahre Kleid schockieren, denn heutige Trends mussten schon weitaus obszöneres ertragen. Jedoch sei Ihnen geraten, dass Sie ein Charleston Kostüm in originaler Länge niemals auf einem Ball tragen sollten. Zwar entwickelt sich die Akzeptanz auch hin zu schulterfreien Kleidern und knielangen Röcken, dennoch ist ein klassisches Ballkleid mindestens zwischen Fußknöchel und Knien zu Ende.
Pflegen Sie allerdings eine Vorliebe für die vergangene Zeit, dann ist Ihnen Retro oder Vintage ein Begriff. Die Anzahl vieler Vintageshops und Veranstaltungen in Metropolen beweisen, dass die letzten Jahrzehnte auch vor allem modisch noch nicht abhackt sind. Originale Charleston Kostüme sind sicherlich eine Rarität auf dem Markt der Secound-Hand-Verkäufe und somit sehr kostspielig. Wer jedoch ernsthaft nach einem Kleid im Charlestonstil sucht, der kann bei Desigern und Modeketten fündig werden. In verschiedenen Preissegmenten lassen sich schlichte und auch dramatisch nachempfundene Varianten des Klassikers finden.
Viele Modetrends kommen, gehen und kommen wieder. So auch das Aushängeschild der Frau in den 20er-Jahren, welches seinen Charme bis heute allerdings nicht verloren hat.